Bürgerbeteiligung Innenstadt Bremerhaven

So können Märchen auch enden


 

Wie viele Bürger ihre Ideen zur Gestaltung des neuen Kaufhauses zusammengetragen haben! Unglaublich viele! Da sagten die Stadtoberen: „Halt mal, so geht das nicht! Alle reden hier durcheinander – man kann ja kaum sein eigenes Wort mehr verstehen. Und immerhin sind wir die Bestimmer. Wir machen das schon für euch. Und ihr werdet sehen, wie gut das dann wird.“

 

Die Stadtoberen hatten aber fast kein Geld, hatten aber schnell einen reichen König zur Hand. Sie knieten vor ihm nieder und sagten: „Oh Herr, wir bitten dich untertänigst – mache du das mit dem neuen Kaufhaus für uns.“ Und der König stimmte gnädig zu. Er ging zu seinen Hofschranzen und trug ihnen auf zu handeln. Und sie bauten dem König ein großes viereckiges Haus mit vielen Stockwerken. Dessen Parterre diente der Verehrung des Königs mit einer großen Danksagungshalle. In den anderen Stockwerken ließ der König seine teuren Waren anbieten.

 

Da wurden die Bürger furchtbar wütend und machten eine Protestkundgebung. Doch der König befahl den Stadtoberen: „Kopf ab! Schafft mir das Volk vom Halse.“ Die Stadtoberen hatten aber vergessen wie man köpft. Und so befahlen sie, dass die Rädelsführer dazu verurteilt wurden, in dem neuen Kaufhaus die Waren des Königs zu verkaufen; sie sollten erst getötet werden, wenn sie das mit dem Verkauf nicht schafften. Das war doch für alle ein guter Kompromiss. Und so kam am jeden ersten Sonntag im Monat der Henker des Königs und hängte die Versager öffentlich auf dem Kirchplatz. Das war ein Event ganz nach dem Geschmack aller Untertanen! Und es lockte massenhaft Touristen an, und der Stadt ging es fortan bestens. Und wenn die Protestierenden nicht gestorben sind, dann schuften sie noch heute in unserem herrlichen neuen Kaufhaus.

 

Eberhard Pfleiderer